ONLY HUMAN
Liebe. Schutz. Partnerschaft.
Wanderausstellung der Caritas München
zu Gast
in der Bonveno Wohnanlage für Flüchtlinge
Nonnenstieg, Göttingen
18. – 29. Oktober 2017
Warum diese Ausstellung?
In täglichen Gesprächen mit den Bewohnern der Bonveno Unterkünfte stellt das Betreuer/innen-Team immer wieder fest, wie gering das Wissen über den eigenen Körper, über Sexualität und Verhütung ist. Wir erleben vereinzelt junge Mädchen, die aufgrund beginnender Blutung glauben, sie müssten bald sterben, wir kennen Mütter mit mehreren Kindern, die nicht wissen, wie Schwangerschaft entsteht, wir müssen uns sagen lassen, Sexualaufklärung sei Privatsache und würde in der Familie stattfinden, was aber sehr häufig nicht stimmt, nicht zuletzt, weil die Erwachsenen selbst nicht wissen, was wie funktioniert. Von Prävention und Schutz ist selten die Rede
Die Unterkunft Bonveno Nonnenstieg ist als Modellprojekt des BMFSFJ und UNICEF zur Umsetzung der Mindeststandards in Flüchtlingsunterkünften ausgewählt worden mit dem Ziel, neben dem Schutz der Menschen, diese auch zu informieren, zu integrieren und dafür ein „niederschwelliges Kurs-und Beratungsangebot“ zu Verfügung zu stellen, z.B. zu Themen wie Gleichstellung von Mann und Frau, (Frauen-)Gesundheit, sexuelle und geschlechtliche Vielfalt. (BMFSFJ, UNICEF u.a. (Hrsg., Mindeststandards zum Schutz von geflüchteten Menschen in Flüchtlingsunterkünften, S. 3, S. 19) Dazu gehört auch, Geflüchtete zu unterstützen, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und ein Verständnis für die Werte im Aufnahmeland zu bekommen, insbesondere bezüglich eines verantwortungsvollen und aufgeklärten Umgangs mit Sexualität.
Bei hauseigenen Projekten wie dem „Mädchentreff“, durchgeführt vom Frauengesundheitszentrum Göttingen sowie dem Ferienprogramm DO IT für männliche Jugendliche im Sommer 2017 hat sich gezeigt, dass es zwar anfänglich eine Scheu gibt, über das Tabuthema Sexualität zu sprechen, diese dann aber schnell überwunden wird und die Jugendliche am Ende sehr dankbar für die Aufklärung sind. Von außen kommende Referenten sind ebenso wie diese Ausstellung sehr hilfreich für das Team, diese dringlichen und gleichzeitig schwierig anzusprechenden Inhalte zu thematisieren.
Resonanz
Durch intensive und gezielte Werbung in Stadt und Landkreis Göttingen, im Migrationszentrum, bei allen Bildungsträgern, Berufsbildenden Schulen und Lehrer/innen von Integrations- und Deutschkursen sind alle angebotenen 22 Workshops (Dauer 90 – 120 Minuten Dauer) von Gruppen, auch aus allen Bonveno-Unterkünften, besucht worden. Außerdem haben einzelne Bewohner/innen aus dem Haus Nonnenstieg und einige Wenige von außen ohne Workshop-Anbindung vorbei geschaut.
Ergebnis: 210 Ausstellungsbesucher/innen, davon 95% mit Migrationshintergrund.
Alle Workshops (durchgeführt von der Göttinger Aidshilfe, dem Gesundheitsamt und pro familia) sind von den Sexualpädagoginnen mit Unterstützung von Dolmetscher/innen für Arabisch, Farsi/Dari und Tigrinya nach Geschlechtern getrennt durchgeführt worden. Nur wenige Einzelpersonen sind bis zum Ende zurückhaltend geblieben. Insgesamt war die Atmosphäre in allen Workshops sehr offen. Viele Gespräche sind entstanden über die Situation in den Heimatländern.
