Podiumsgespräch mit Live-Musik im Deutschen Theater – Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Keller des DT. Prof. Heinrich Detering und Annabel Konermann von Bonveno interviewten sechs Geflüchtete aus Ruanda und Syrien, drei Frauen und drei Männer, die von ihrem Leben nach drei Jahren in Deutschland berichteten: Raheem, Nisrin, Jean Bosco, Nagham, Zana, Mayada.
Die Haupterkenntnis des Abends war: Genauso wie Deutsche sich nicht über einen Kamm scheren lassen, so ist es auch bei den Geflüchteten. Umso unangenehmer ist es für sie, wenn sie immer wieder nur als pauschale Gruppe wahrgenommen werden. Insbesondere das wenig differenzierte Bild in den Medien geht an der Wirklichkeit der einzelnen Menschen vorbei. Nicht im persönlichen Kontakt, aber sehr stark im medialen Bereich fühlen sich die Geflüchteten diskriminiert, pauschalisiert und diffamiert. Göttingen hingegen wird als wunderbare Stadt erlebt („Göttingen ist eine Blume“) mit offenen, freundlichen und neugierigen BürgerInnen. Die Geflüchteten haben zahlreiche Freundschaften mit Einheimischen, Wohnungen, Ausbildungsplätze und Arbeit gefunden.
Was auf der privaten Ebene also überwiegend gut läuft, erscheint ihnen dahingegen im offiziellen deutschen System mit meist schematisierender Bürokratie und erfolglosen Anträgen umso absurder.
Raheem wünscht sich eher Anerkennung seiner Arbeitserfahrung statt Mitleid. Nisrin wünscht sich mehr Toleranz und weniger Klischees gegenüber Muslimen. Zana sagt, dass die Deutschen mindestens so unterschiedlich und inhomogen sind wie die Orientalen. Nagham schätzt die Meinungsfreiheit in Deutschland über alles. Jean Bosco sagt, die Deutschen sind besser als ihr Klischee. Mayada fühlt sich bereits heimisch, weil sie schon viele deutsche Freunde hat.
Die Lebensfreude der Gesprächspartner ist ungebrochen und eine deutliche Bereicherung für die Stadt. Ahmad Alotman verzauberte das Publikum mit virtuosen musikalischen Einlagen mit Saz und Gesang.